Megalopolis: Francis Ford Coppolas neuer Sci-Fi-Film wird von Vorwürfen gegen den Regisseur überschattet

Nach über 40 Jahren hat Francis Ford Coppola seinen Traumfilm realisiert. Doch nun wird über unschöne Details über die Zustände am Set berichtet.

Adam Driver spielt in Megalopolis einen Architekten mit großen Ambitionen. Bildquelle: American Zoetrope Adam Driver spielt in Megalopolis einen Architekten mit großen Ambitionen. Bildquelle: American Zoetrope

Megalopolis soll über 40 Jahre lang das Traum-Drehbuch des weltberühmte Regisseurs Francis Ford Coppola (Der Pate, Apocalypse Now) gewesen sein, ehe er den Film tatsächlich realisiert hat.

Kurz vor der Premiere auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes taucht nun jedoch ein Bericht von The Guardian auf, der die inhaltliche Diskussion um den Film überschattet.

Denn dem 85-jährigen Regisseur wird von am Dreh beteiligten Personen Fehlverhalten bis hin zu Anzüglichkeit gegenüber weiblichen Komparsen vorgeworfen. Wir fassen die aktuellen Informationen für euch zusammen.

Drehchaos und unangemessenes Verhalten

Aus dem oben verlinkten Bericht des Guardians lassen sich zwei Hauptvorwürfe extrahieren, die anonyme Crew-Mitglieder gegen Francis Ford Coppola erheben:

Chaotische Arbeitsweise und Massenentlassungen

Coppola soll als Regisseur der alten Schule am Set von Megalopolis versucht haben, ohne große Planungen im Vorfeld die Magie im Moment zu finden.

Das klingt romantisch, habe aber laut einer Person dazu geführt, dass jede Menge Zeit unproduktiv ins Land ging, etwa bei der Konzeptionierung der digitalen Kulissen von Megalopolis:

Wir hatten diese wunderschönen Entwürfe, die sich ständig weiterentwickelten, aber er konnte sich nie auf einen festlegen. Und jedes Mal, wenn wir ein neues Treffen hatten, war es eine andere Idee. […]

Oft tauchte er morgens vor großen Szenen auf und weil es keinen Plan gab und er seinen Mitarbeitern nicht erlaubte, einen Plan zu erstellen, saß er oft stundenlang einfach in seinem Wohnwagen, sprach mit niemandem, rauchte Marihuana […] Und so vergingen Stunden um Stunden, ohne dass etwas gefilmt wurde. Und die Crew und die Schauspieler standen alle herum und warteten.

Und dann kam er raus und hat sich etwas ausgedacht, das keinen Sinn machte, das nicht dem entsprach, was irgendjemand gesagt hatte oder was auf dem Drehbuch stand, und wir haben alle einfach mitgemacht und versucht, das Beste daraus zu machen.

Diese unbefriedigende Arbeitsweise soll laut dem Hollywood Reporter darin gegipfelt sein, dass ein Großteil des Visual-Effect-Teams inmitten der laufenden Dreharbeiten von Ford Coppola gefeuert wurde.

Ein weiteres Crew-Mitglied fasst die Umstände am Set wie folgt zusammen:

Es klingt verrückt, das zu sagen, aber es gab Zeiten, in denen wir alle herumstanden und uns fragten: Hat dieser Typ schon einmal einen Film gemacht?

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Anzüglichkeit gegenüber weiblichen Komparsen

Der Regisseur soll bei einem zweitägigen Dreh einer Nachtclub-Szene mehrfach versucht haben, weibliche Komparsen auf seinen Schoß zu ziehen und sogar zu küssen, um sie in die richtige Stimmung zu bringen, so die anonyme Quelle des Guardian.

Zu diesem Vorwurf gibt es aber auch eine Gegendarstellung. Der Co-Produzent des Films, Darren Demetre, arbeitet bereits seit über 35 Jahren mit Coppola zusammen und beschreibt die Vorfälle wie folgt:

Es gab zwei Tage, an denen wir eine feierliche Clubszene […] drehten, in der Francis am Set herumlief, um die Stimmung der Szene zu vermitteln, indem er die Darsteller und Hintergrundakteure freundlich umarmte und auf die Wange küsste.

Das war seine Art, die für den Film so wichtige Clubatmosphäre zu schaffen und zu fördern. Mir sind keine Beschwerden über Belästigungen oder schlechtes Benehmen während der Dreharbeiten bekanntgeworden.

Was für ein Film ist Megalopolis überhaupt?

Die ersten Ideen zu Megalopolis sollen Francis Ford Coppola bereits am Set von Apocalypse Now gekommen sein. Über 40 Jahre, hunderte Drehbuchentwürfe und mehr als 120 Millionen US-Dollar später steht der Film nun in den Startlöchern, nachdem er größtenteils an einem virtuellen Set entstanden ist.

Es hat auch bereits erste private Vorführungen gegeben und die Reaktionen darauf fallen höchst unterschiedlich aus. Als völlig durchgeknallt beschreibt eine Person das Gesehene, eine andere resümiert: Es gibt einfach keine Möglichkeit, diesen Film einzuordnen.

Eine dritte Meinung besagt:

[Der Film] ist absolut nicht gut, und es war so traurig, ihn zu sehen […] So sollte Coppola seine Karriere als Regisseur nicht beenden.

Es gibt aber auch positive, gar euphorische Meinungen. Der Regisseur Gregory Nava frohlockt: Megalopolis ist ein brillantes, visionäres Meisterwerk. Ich war so überwältigt, dass ich für den Rest des Tages nichts anderes mehr tun konnte.

Eine andere Person, die den Film bei einer Vorführung in London gesehen hat, soll in ihrem Fazit den ganz großen Vergleich gezogen haben:

Dieser Film ist wie Einstein und die Relativitätstheorie im Jahr 1905, Picasso und Guernica im Jahr 1937 - er ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kinos.

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Ob Megalopolis wirklich ein derartiger Meilenstein ist, kann das Kinopublikum in naher Zukunft wohl noch nicht herausfinden. Denn zum aktuellen Zeitpunkt ist weder in Deutschland noch international ein Kinostart bekannt.

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